Sonntag, 30. Juli 2017

NIBELUNGEN: RING (2012)
























Wiederaufnahme des Audiowalks NIBELUNGEN: RING (2012) im Rahmen von Geräuschkulisse (Anmeldung+Anleitung via www.geraeuschkulisse.org)

31.07.2017, 20Uhr, Startpunkt: Endhaltestelle Lößnig - im Anschluss Gespräch mit friendly fire

Ob im Werk Friedrich Hebbels, den Opern Richard Wagners, den Stummfilmen Fritz Langs, der Musik der Ex-Velvet Underground Sängerin Nico oder in den Stücken Heiner Müllers – die Nibelungen sind ein deutscher Nationalmythos: „Deutschland spielt immer noch die Nibelungen.“ (Heiner Müller)
Die „Nibelungen“ und der „Ring“ sind ein Faszinosum der deutschen Geschichte, insbesondere dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erscheinen sie als nationaler Gründungsmythos. Zugleich handelt es sich um einen konkreten Ort in Leipzig: 1929/1930 wurde hier im Stadtteil Lößnig unter der Leitung des Architekten und Stadtbaurats Hubert Ritter eine aus 24 Häusern bestehende Siedlung gebaut. In Form dreier konzentrischer Ringe angelegt, bilden die 624 Wohnungen der Siedlung ein „Fadenkreuz der Moderne“ (Christian Geinitz) im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ rund um den zentralen „Siegfried“- Platz und den „Nibelungenring“. Die heute auch als „Nibelungensiedlung“ oder „Rundling“ bezeichnete Anlage ist zugleich modernistische Wohnutopie wie auch eine panoptische Schauanordnung unter dem Vorzeichen eines deutschen Nationalmythos. In der Figur der Nibelungen vereinen sich somit auf engstem Raum Architektur-, Literatur-, Film- und Theatergeschichte sowie ein politischer Mythos des 19. und 20. Jahrhunderts. Nibelungen: Ring greift in Form eines Audiowalks die Splitter und Bruchstücke deutscher Geschichte im Medium des Hörens auf und lädt die Teilnehmer- Innen zu einer Wanderung durch ihre akustischen Echos ein. Denn schon von Wagner stammt der Wunsch nach einem Theater der Vorstellung: „[...] nachdem ich das unsichtbare Orchester geschaffen, möchte ich auch das unsichtbare Theater erfinden!“ Dabei ist die Leipziger „Nibelungensiedlung“ selbst Schauplatz wie Gegenstand der Aufführung: als ein dichter Erinnerungs- und Assoziationsraum, welcher sich mit dem Realraum der Anlage sowie den Entwürfen Wagners, Langs, Hebbels und anderem überlagert. In der begehbaren Performance zwischen Audioinstallation und Audiowalk begeben sich die BesucherInnen auf eine Expedition durch die unsichtbaren Imaginationsräume eines modernen Mythos und die Entwürfe eines anderen, modernen Lebens. Während die Architektur selbst als Projektionsfläche erscheint, wird der Nibelungen-Mythos zugleich als Medium der Ängste und Wünsche, der Phantasmen und des Begehrens der Moderne erfahrbar.

Eine Produktion von friendly fire. In Kooperation mit Radio Aporee, Radio Blau, Hörspielsommer Leipzig und Geräuschkulisse. 

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